Loïc erneut in Haft

Der ehemalige G20-Gefangene Loïc ist kurz nach seiner Freilassung in Frankreich erneut festgenommen worden. Wir dokumentieren eine Veröffentlichung von https://de.indymedia.org/node/288158 vom 23.6.23

Mit Loïc kämpfen wir in Bure gegen die Atomkraft, ihre Waffen, ihren Müll und ihre Welt. Heute findet sich unser Freund erneut in den Kerkern des Staates wieder. Nachdem eine Anti-Terror-Einheit am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr eine Hausdurchsuchung durchgeführt und Loïc eine Waffe an den Kopf gehalten hatte, wurde er verhaftet und in Niort vorgeführt.

Was wird ihm vorgeworfen?

  • Beteiligung an einer Gruppierung, die am 25. März in Sainte-Soline Gewalttaten begehen wollte;
  • Hehlerei einer Gendarmerieweste ;
  • ein „ACAB“-Tag auf einem Gendarmeriefahrzeug.

Jeder weiß seit Wochen, dass es in Sainte-Soline die Polizei und die Gendarmerie waren, die wissentlich unverhältnismäßige Gewalt angewendet haben. Allein diese Gewalt ist es wert, verurteilt zu werden.

Loïc ist aufgrund seiner politischen Überzeugungen und seines Engagements eingesperrt. Er ist eine leichte Beute für eine Regierung, die ihre viel zu fragile Entscheidung zur Auflösung von „les soulèvements de la terre“ untermauern muss, um dem Bauernverband FNSEA entgegenzukommen.

Loïc, der am Donnerstag, den 22. Juni dem Richter vorgeführt wurde, lehnte das Schnellverfahren ab, in der Hoffnung, Zeit und Freiheit zu haben, um seine Verteidigung vorzubereiten. Er hoffte auch, seine beiden Arbeitsplätze behalten zu können. Loïc ist sowohl Gemüsebauer in der Nähe von Bure (Meuse) als auch Pfleger in Laxou (Meurthe-et-Moselle). Doch im Namen einer angeblichen Wiederholungsgefahr entschieden der Staatsanwalt und der Richter anders: Sie beschlossen ihn bis zum 27. Juli, dem Tag seiner Gerichtsverhandlung, in Untersuchungshaft zu behalten.

WIR LASSEN UNS NICHT BEEINDRUCKEN

Loïc wurde von den Richtern auch eine Inhaftierung in der Nähe seines Wohnortes verweigert. Er wurde daher in Vivonne, dem Gefängnis von Poitiers, inhaftiert und könnte dort fünf lange Wochen bleiben. Mit anderen Worten, noch bevor er vor Gericht steht, ist er verurteilt: Loïc befindet sich einmal mehr fernab von seinen Angehörigen, abgeschnitten von seinen Aktivitäten und seinem Einkommen…

Seine AnwältInnen haben gegen seine Untersuchungshaft Berufung eingelegt. Es bleibt also abzuwarten. Formell drohen ihm bis zu sieben Jahre Haft. Loïc hat bereits Erfahrung mit richterlicher Willkür. Wir kennen ihn als starken und mutigen Mann. Er ist bereit, sich dem zu stellen und seine Überzeugungen mit Freude und Entschlossenheit zu verteidigen.

Weil es nun schlichtweg unmöglich ist, sich nicht aufzulehnen, angesichts dieser Macht, die versucht, alles zu zerschlagen, was sich ihr widersetzt, alles, was sich gegen ihren Autoritarismus und ihre Gewalt wehrt, stehen wir an der Seite unseres Kameraden. Wir rufen alle dazu auf, überall Gesten, Gedanken und Aktionen zur Unterstützung von Loïc sowie aller Menschen zu vervielfachen, die derzeit unter der Einschüchterungsoperation gegen die ökologischen und sozialen Bewegungen leiden, insbesondere aller UmweltschützerInnen, die am 5. und 20. Juni dieses Jahres verhaftet worden sind.

Wir werden uns nicht beeindrucken lassen. Wir werden nicht zulassen, dass die Macht uns isoliert und trennt. Wir wissen, was auf uns zukommt, und werden uns kollektiv dagegen wehren. Wir werden aufrecht bleiben, trotz der Tatsache, dass :

  • vorgestern die Regierung 450 isolierte Minderjährige abgeschoben hat, die lediglich ihre Rechte einforderten ;
  • vor einer Woche 50 Menschen während der Demonstration der No-TAV-Bewegung verletzt wurden ;
  • vor einem Monat UmweltaktivistInnen auf der Hauptversammlung von Total mit Tränengas besprüht wurden ;
  • Serge und Mickaël dabei sind, sich langsam von ihren schweren Verletzungen in Sainte-Soline zu erholen.

Wir wissen, wer die Kriminellen, die AngreiferInnen, die PlündererInnen und die ÜbeltäterInnen sind. Unser Genosse und alle AktivistInnen stehen hingegen auf der Seite des Lebendigen, das immer entschieden, ungebändigt und rebellisch bleibt. Das Leben kann nicht eingesperrt werden. All dies macht unsere Wut und unsere Verbindungen nur noch stärker.

Die Regierungen, die KapitalistInnen, die AusbeuterInnen und ihre Lobbys möchten uns zum Schweigen bringen, aber wir sagen es Ihnen noch einmal: Man löst eine Widerstandsbewegung nicht per Dekret, durch ein Urteil oder in einer unanständigen, weil so manipulativen Kommunikationsoperation auf.

Wie unser Freund Loïc heute sagte: „Es gibt entschlossene Menschen, die keine Angst mehr haben, die sich erheben und die unaufhaltsam sein werden.“

Möge Vivonne eine ZAD werden!

FreundInnen,GenossInnen und Angehörige von Loïc.

Spendenaufrufe zur Unterstützung gegen die Repression.

Über alle Gesten des Aufstands und der Unterstützung hinaus, die ihr machen könnt, rufen wir auch zur finanziellen Solidarität auf, denn die Repression kostet viel Geld. Das ist auch eines ihrer Ziele: uns finanziell zu ersticken.

Der historische Verein „Cacendr“, Solidaritätskasse des Kampfes in Bure, hat einen Pool eröffnet, um AktivistenInnen zu unterstützen, die von der aktuellen Repressionswelle betroffen sind.

Beteiligen euch sich an dem Spendenaufruf auf Hello Asso.

Kontakte:

Um Loïcs Freunde⋅es zu kontaktieren: soutienloic@riseup.net

Um die Solidaritätskasse von Bure zu kontaktieren: cacendr@riseup.net

Außerdem zu lesen

– Ein Porträt von Loïc, das heute Morgen auf Reporterre veröffentlicht wurde.

– Der Blog zur Unterstützung von Loïc während seiner Inhaftierung in Deutschland.

– Seine Erklärung vor dem Gericht in Bar-le-Duc im Juni 2017 als szenische Lesung.