Presseerklärung: Äußerst fragwürdige Datensammlungen im Gefahrengebiet

In den letzten Tagen wurden zahlreiche Berichte über äußerst zweifelhafte Datensammlungen bei den Polizeikontrollen in den mittlerweile aufgehobenen Gefahrengebieten an die Ortsgruppe Hamburg der Roten Hilfe e.V. herangetragen. „Die vielen Berichte von exzessiven Datensammlungen, die wir von verschiedensten Menschen bekommen haben, lassen erahnen, dass die uns bekannten Speicherungen nur die Spitze eines Eisbergs sind“, erklärt dazu Kim König, Sprecherin der Ortsgruppe. „Die Rote Hilfe fordert den Senat aufumgehend offenzulegen, welche Daten wo für wie lange gespeichert wurden und wofür sie künftig verwendet werden. Sind die Daten der kontrollierten Menschen nun in der ominösen Datei ‚Gewalttäter Links‘ oder anderen Dateien gespeichert? Was geschieht damit? Die Willkür der polizeilichen Kontrollen setzt sich offenbar in willkürlichen Datensammlungen fort.“

Ausdrücklich betont die Rote Hilfe e.V. erneut die mangelnden rechtlichen Möglichkeiten gegen die polizeilichen Maßnahmen. „Betroffene von Polizeigewalt oder widerrechtlichem polizeilichen Handeln finden fast nie Schutz durch den Rechtsstaat“, stellt König fest. „Anzeigen gegen widerrechtliches Polizeihandeln sind so gut wie nie erfolgreich, dafür ist stets mit einer Gegenanzeige beispielsweise wegen angeblichen Widerstands zu rechnen.“ Zwar mussten sich die Polizeioberen Born und Dudde selbst mehrfach vor Gericht erklären und wiederholt wurden Einsätze unter ihrer Führung von Hamburger Gerichten für rechtswidrig erklärt. „Folgen hatte dieses notorische Rechtsbrechertum allerdings bis heute keine: Born und Dudde schalten und walten weiter, die Hamburger Polizeipraxis fühlt sich den Maßstäben dieser Urteile nicht erkennbar unterworfen“, so König. „Die Polizei agiert im Schutz der Macht und weitgehend außerhalb rechtlicher Kontrolle.“

Die Rote Hilfe e.V. ist mit rund 6500 Mitgliedern die größte linke Solidaritätsorganisation in der Bundesrepublik. Weitere Informationen unter www.rote-hilfe.de / www.hamburg.rote-hilfe.de
Kontakt zur Ortsgruppe Hamburg über hamburg@rote-hilfe.de.

Die Presseerklärung zum Download als pdf finden Sie hier:
https://rotehilfehamburg.systemausfall.org/sites/rotehilfehamburg.systemausfall.org/files/PM_Rote_Hilfe_Gefahrengebiete.pdf

Rechtsstaat bietet in Hamburg keine Mittel gegen verselbstständigte Polizei

Pressemitteilung der Roten Hilfe e.V., Ortsgruppe Hamburg

10. Januar 2014

„Rechtsstaat bietet in Hamburg keine Mittel gegen verselbstständigte Polizei“

Die Ortsgruppe Hamburg der Roten Hilfe e.V. fordert die sofortige Aufhebung der sogenannten Gefahrengebieten in St. Pauli und Altona. „Mit einem auf Falschmeldungen und Übertreibungen basierenden Bedrohungsszenario wird eine Verselbstständigung der Polizei und eine massive Einschränkung von Grundrechten für zehntausende Menschen begründet. Der Senat betreibt dieses Muskelspiel ganz offensichtlich, um im Schatten einer provozierten Gewaltdebatte die seit Monaten strittigen Themen Lampedusa-Flüchtlinge, Esso-Häuser und Rote Flora endlich vom Tisch wischen zu können“, erklärt dazu Tim Jansen von der Ortsgruppe.

Die aktuellen Gefahrengebiete und das Auftreten der Polizei kennzeichnen nach Ansicht der Roten Hilfe e.V. einen neuen Höhepunkt verselbstständigter Exekutive. Voraussetzung für die Einrichtung der Gefahrengebiete sind lediglich so genannte „konkrete Lageerkenntnisse“. Dies bedeutet, dass es im Grunde allein der Polizei überlassen ist, wen sie wo und unter welchen Umständen kontrolliert. „Eine passende Lageerkenntnis ist schnell formuliert und nur schwer zu überprüfen: Ein paar Fehlinformationen über einen angeblichen Angriff auf die Davidwache – schon ist die westliche Hamburger Innenstadt in eine Parallelwelt polizeilicher Willkür verwandelt“, erläutert Jansen. Im bislang einzigen gerichtlichen Verfahren zu Gefahrengebieten in Hamburg bekannte ein Polizist vor Gericht freimütig, wie die Auswahl der kontrollierten Menschen erfolgt: „Da kommt vieles zusammen, das haben wir so im Gefühl.“

Zu den Ursachen der zur Begründung für das Gefahrengebiet herangezogenen angeblichen Gewalttaten erklärte Innensenator Michael Neumann in der Sondersitzung des Innenausschusses, es gebe keine politischen Probleme in Hamburg. „Aus seiner Perspektive mag das stimmen, denn tatsächlich hat sich die Hamburger SPD zu keinem Zeitpunkt mit den Lampedusa-Flüchtlingen, den Esso-Häusern, dem Investorengebrabbel rund um die Rote Flora und der sich konstant weiter verschärfenden Kluft zwischen Vermögenden und Nichtvermögenden in Hamburg beschäftigt“, so Jansen. „Die rein polizeiliche Bearbeitung der unzähligen Solidaritätsaktionen für die Lampedusa-Flüchtlinge, die Drangsalierung der ‚Recht auf Stadt‘-Bewegung, die Pfefferspray-Exzesse etwa in der Bleicherstraße, all dies kann nur als Versuch gewertet werden, politische Probleme und politischen Protest hinter Hundertschaften und Wasserwerfern unsichtbar zu machen. Das wird nicht gelingen!“

Als bestenfalls weltfremd wertet die Rote Hilfe e.V. den Hinweis von Senator Neumann im Innenausschuss, Betroffene von Polizeigewalt oder widerrechtlichem polizeilichen Handeln im Allgemeinen mögen sich doch an den Rechtsstaat wenden. „Keine uns bekannte Anwältin, kein uns bekannter Jurist würde je dazu raten. Denn im Fall individueller Polizeigewalt ist die Wahrscheinlichkeit, vor Gericht Recht zu bekommen, fast bei Null – dafür kann fast immer mit einer polizeilichen Gegenanzeige gerechnet werden“, warnt Jansen. Auch entsprechende verwaltungsgerichtliche Verfahren haben in Hamburg wenig Aussicht auf Erfolg.

Die Rote Hilfe e.V. erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die heute in Hamburg maßgeblichen Polizeioberen Born und Dudde unter dem Rechtspopulisten und früheren Innensenator Ronald Schill Karriere gemacht haben. Gegen ihren „diktatorischen Führungsstil“ und ein „Kartell des Schweigens“ hatten sich im August 2010 in einem gemeinsamen Brief mehrere Polizeiführer gewandt. Mehrfach wurden Einsätze unter Born und Dudde von Hamburger Gerichten für rechtswidrig erklärt. „Folgen hatte dieses notorische Rechtsbrechertum allerdings bis heute keine: Born und Dudde schalten und walten weiter, die Hamburger Polizeipraxis fühlt sich den Maßstäben dieser Urteile nicht erkennbar unterworfen“, so Jansen. „Herr Neumann möge doch bitte erklären, worin der konkrete Nutzen einer im Regelfall Jahre dauernden und kostenintensiven verwaltungsgerichtlichen Klage unter solchen Bedingungen liegen soll.

Die Rote Hilfe e.V. ist mit rund 6500 Mitgliedern die größte linke Solidaritätsorganisation in der Bundesrepublik.
Weitere Informationen unter www.rote-hilfe.de.
Kontakt zur Ortsgruppe Hamburg über hamburg@rote-hilfe.de.

Die Presseerklärung finden Sie hier zum Download:
https://rotehilfehamburg.systemausfall.org/sites/rotehilfehamburg.systemausfall.org/files/PM_Rote_Hilfe_Gefahrengebiete_0.pdf

Hinweise der Roten Hilfe Hamburg zum Gefahrengebiet finden Sie hier:
https://systemausfall.org/rhhh/?q=node/129

Eine Bewertung der Roten Hilfe Hamburg der zugrunde liegenden Polizeigesetze finden Sie hier:
https://rotehilfehamburg.systemausfall.org/sites/rotehilfehamburg.systemausfall.org/files/polizeigesetz.pdf

Hinweise der Roten Hilfe Ortsgruppe Hamburg zum Gefahrengebiet

Seit dem 04.01.2014 sind weite Teile St. Paulis, Altonas und der Schanze durch die Polizei zum Gefahrengebiet erklärt worden. Das Gebiet reicht vom Schlump bis zur Elbe und von den Bahngleisen in Altona bis zur Glacischaussee am Heiligengeistfeld.

Am 09.01.2014 wurde das Gefahrengebiet verkleinert, nun gelten folgende Bereiche:

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Was tun wenn’s brennt – neue Übersetzungen


Wer an Demonstrationen oder Veranstaltungen teilnimmt, läuft immer auch Gefahr mit Polizei und Justiz konfrontiert zu werden. Damit diese Begegnung nicht zum Desaster wird, legt die Rote Hilfe e.V. regelmäßig den Rechtshilfeklassiker „Was tun wenn’s brennt?“ auf.

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8.11. // 20 Uhr // Crypto-Party im Centro Sociale

Herbstakademie

Snowden, PRISM und Merkels Handy

„Verschlüsselung hilft“, so sinngemäß Edward Snowden.

Verschüsselung hilft nicht – sie hilft dir nicht beim e-Mail schreiben, deine tweets werden nicht origineller, die Webseiten, die du surfst nicht interessanter. Verschlüsselung stellt aber Vertraulichkeit her, ohne Verschlüsselung gibt es keine Privatsspähre im Internet. Zumindest das ist seit bekanntwerden von Prism/Tempora unbestreitbar.

Dass Verschlüsselung kompliziert und umständlich ist und einer flüssigen Arbeitsweise im Weg steht, das war mal so. Mit der richtigen Software
und ein bisschen Basiswissen verschwindet die Verschlüsselung fast vollständig im Hintergrund.

Um das greifbarer zu machen, eine kleine Liste, über welche Themen wir reden könnten.
– e-Mail Verschlüsselung mit dem Mail-Programm thunderbird und enigmail
– Festplattenverschlüsselung
– Verschlüsseltes Chat-System mittels Jabber
– Nutzung von tor und VPN
– oder auch alles andere, das euch beim Thema Verschlüsselung interessiert.

Warum als Crypto-Party und nicht als Seminar

Wir finden das Bild, wo Leute in einer Runde an einem Tisch sitzen, aufgeklappte laptops vor sich und einem Kabelsalat dazwischen nicht
immer einladend. Mit dem Konzept der Crypto-Party wollen wir Hürden eher abbauen, Einzelpersonen ermutigen zu kommen, aber auch ein Stück weit Selbstermächtigung von Technik fördern.
In lockerer Atmosphäre helfen wir uns gegenseitig. Wir wollen uns über die Möglichkeiten von Verschlüsselungen austauschen, voneinander lernen
und direkt ausprobieren. Dumme Fragen gibt es nicht. Eingeladen sind alle, und wer glaubt schon alles zu wissen sollte trotzdem vorbeikommen,
um das Wissen zu teilen.

Wer lieber einen seminarähnlichen Workshop mit Vortrag und Praxisteil bevorzugt, kann sich gerne an unsere Freund_innen von conundrum wenden: conundrum@nadir.org (https://we.riseup.net/conundrum)

Bringt Eure laptops mit und wenn ihr habt: Ethernetkabel und Mehrfachsteckdosen für Strom.

herzliche Grüße

LinuxCafé

Das LinuxCafé ist ein lockerer und offener Zusammenhang von verschiedenen Menschen, mit einem gewissen Technikbezug Wir treffen uns
jeden ersten Montag eines Monats ab 20 Uhr im Café Feuerwache in der Chemnitzstr. 3-7, 22767 Hamburg. Erreichen könnt ihr uns per Mail an:
linuxcentro@lists.nadir.org

Centro-Herbstakademie: 7 tage | 1 ort | 1 dutzend veranstaltungen | 100% nichtkommerziell

Herbstakademie

Für Mehr Infos einfach auf das Bild klicken.

Wir empfehlen besonders den Besuch dieser Veranstaltung:

Party like it’s 1984 pt.II

Cryptoparty: Fr, ab 20 h/Saal

„Verschlüsselung hilft“, so sinngemäß Edward Snowden. Verschlüsselung hilft nicht – sie hilft dir nicht beim e-Mail schreiben, deine tweets werden nicht origineller, die Webseiten, die du surfst, nicht interessanter. Verschlüsselung stellt aber Vertraulichkeit her, ohne Verschlüsselung gibt es keine Privatsphäre im Internet. Zumindest das ist seit Bekanntwerden von Prism/Tempora unbestreitbar. Dass Verschlüsselung kompliziert und umständlich ist und einer flüssigen Arbeitsweise im Weg steht, das war mal so. Mit der richtigen Software und ein bisschen Basiswissen verschwindet die Verschlüsselung fast vollständig im Hintergrund. Diese Software und das Basiswissen wollen wir uns gegenseitig zeigen, auf der Cryptoparty im Centro Sociale.

Eine Cryptoparty ist keine Expert_innen-Veranstaltung und auch kein Frontalvortrag. In lockerer Atmosphäre helfen wir uns gegenseitig, dumme Fragen gibt es nicht. Eingeladen sind alle, und wer glaubt, schon alles zu wissen, sollte trotzdem vorbeikommen, um das Wissen zu teilen. Und wer schlicht bei ein wenig Musik und einem Getränk bei uns chillen will oder über geekige (oder auch nicht so geekige) Themen sich austauschen mag, ist auch herzlich willkommen. Bringt Eure Laptops mit und wenn ihr habt: Ethernetkabel und Mehrfachsteckdosen für Strom.

Die ElectronicFrontierFoundation hat eine Liste von Werkzeugen erstellt. Der Name ist Programm: https://prism-break.org

Cryptoparties finden auf der ganzen Welt statt – hier ein How To: http://www.cryptoparty.in/parties/howto

Organisiert von: Linux-Cafe

Aufruf: Großdemonstration in Hamburg – Anerkennung der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ jetzt!

02.11.2013 14:00h
Hachmannplatz (Hauptbahnhof)

Für den 2.11. ruft die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ zu einer Großdemonstration in Hamburg auf. In den vergangenen Wochen ist der Hamburger SPD-Senat von einer Haltung der Ignoranz zum offenen Angriff übergegangen. Täglich finden rassistische Kontrollen statt mit dem Ziel, die Mitglieder der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ zu identifizieren um ihre Abschiebung vorzubereiten.

Gegen diese Angriffe hat sich bereits ein breiter Widerstand formiert und es gibt jeden Tag verschiedene Protestaktionen und direkte Aktionen gegen die Kontrollen.

Wir begrüßen die zahlreichen Aktionen und rufen zur Teilnahme an der Großdemonstration auf. Hier dokumentieren wir den Aufruf:

Anerkennung der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ jetzt!

Was moralisch falsch ist, kann politisch nicht richtig sein.
Kommt zusammen gegen Unmenschlichkeit, Ungerechtigkeit und Rassismus!
Der Hamburger Senat blockiert weiterhin jede gerechte Lösung für die 350 libyschen Kriegsflüchtlinge „Lampedusa in Hamburg“.

„Wir hoffen auf Eure Solidarität“ – 
Mit diesem Aufruf trat die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ im Mai 2013 an die Öffentlichkeit. Menschen hörten zu, verstanden und engagierten sich. Seit fast einem halben Jahr ist „Lampedusa in Hamburg“ auf der Straße und tausende Menschen unterstützen ihre Forderung nach einem Aufenthaltsrecht.

Den Stimmen für Gerechtigkeit und Menschlichkeit zeigt der Senat unbeirrt die kalte Schulter. Hat die St. Pauli Kirche mit der notdürftigen Unterbringung von 80 der 350 „Lampedusas“ einen African Summer ausgerufen, bereitet der Hamburger Senat nun einen Deutschen Winter vor. 

Zusammen mit der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ rufen die unterstützenden Kreise alle solidarischen Menschen auf, wieder zusammen zu kommen.
Genug ist genug!

Seit Monaten durchleben die ca. 350 Menschen der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ eine Situation, die seit dem Ausbruch des Krie- ges in Libyen und den Luftangriffen der NATO ein real nicht endender Alptraum ist – das Grauen des Krieges, die tödliche Fahrt über das Mittelmeer und ihre durch die EU organisierte Rechtlosigkeit. Zum „Schutz der Zivilbevölkerung“ bombardierte die NATO in fast 10.000 Angriffen Libyen. Italien prüfte die Fälle der dem Krieg entflohenen Menschen, erteilte allen Betroffenen den individuellen Flüchtlingsschutz, erklärte sich unfähig, diesen praktisch umzusetzen und trieb die Kriegsflüchtlinge aus dem Land in Richtung Nordeuropa.

Die Notwendigkeit für die Kriegsüberlebenden, nach allen Verlusten ihr Leben neu aufbauen zu können wird aber von den Regierun- gen der Länder, die der ganzen Welt Demokratie und der Menschenrechte predigen, blockiert.


„Wir, Arbeiter in Libyen, waren Teil der Zivilbevölkerung. Wir wurden zum Angriffsziel von allen Kriegsparteien. Die NATO behauptet, sie wüssten nichts von zivilen Opfern durch ihre Bombardierungen. Jemand, der aus tausenden Metern Höhe Bomben auf bevölkerte Gebiete abwirft, den interessieren zivile Opfer nicht. Wir haben die Detonationen am eigenen Körper gespürt. Wir haben die Toten in den Straßen gesehen. Es waren Verwandte und Bekannte darunter.“ (Lampedusa in Hamburg)


„Als im März 2011 die Bombardierungen der NATO zur Unterstützung der bewaffneten Gegner des Regimes begannen, eskalierte der Krieg. Weil keiner der Kriegsparteien zugehörig, wurden wir von allen Seiten verdächtigt und beschuldigt. Insbesondere die Propagan- dalüge der Gaddafi-Gegner „Schwarze sind Söldner des Regimes“ hat vielen von uns das Leben gekostet. Von allen Seiten wurden wir bedroht und ausgeraubt. Alle Wege zu den Grenzen der Nachbarländer waren gesperrt, bzw. wurden umkämpft oder bombardiert. Die Flughäfen waren dicht. Wir liefen um unser Leben und versteckten uns in unseren Wohnungen. Manchmal waren es libysche Freunde, die uns an die Küste brachten, um uns und sich selbst aus der Gefahr zu bringen. Viele wurden vom Militär unter Zwang in kleine Schiffe und Schlauchboote gebracht.“ (Lampedusa in Hamburg)


„Wir waren 850 Menschen auf einem Boot. Ich habe meine zwei Kinder verloren, als das Boot kenterte. 650 Menschen haben nicht überlebt.“ (Lampedusa in Berlin)


„In Lampedusa waren wir 7.000 Personen in einem Lager für etwa 900 Personen. Dennoch bemühen sich die Leute dort. Aber sie bekommen aus der EU keine Unterstützung. Das Dublin II System – Verbleib im Land der Erstankunft – verletzt unsere Menschenrech- te. Es zwingt uns auf der Straße zu leben und zu sterben. Nach Anerkennung unseres Flüchtlingsstatus hat uns Italien im Winter 2012 auf die Straße geworfen. Sie haben uns aufgefordert, Italien zu verlassen. Sie sagten: die EU ist groß, geht und findet euren Weg. Hier gibt es nichts mehr für euch. Und so war es dann, mit nichts im Schnee und Eis haben wir uns auf den Weg gemacht, nach Frankreich, Skandinavien, in die Schweiz und nach Deutschland. Wir sind anerkannte Flüchtlinge aus einem Krieg, an dem die Europäischen Staaten sich beteiligt haben und dennoch tun sie so, als würden wir nicht existieren. Aber wenn wir uns zeigen und unsere Situation sichtbar machen, will man uns abschieben. In Italien können wir betteln, hungern, stehlen, Straßenjunge werden oder einfach sterben, Hauptsache, das Dublin II System wird umgesetzt. Es ist schmerzhaft, nachdem wir in Libyen unser Leben stabilisieren konnten, erneut ums Überleben kämpfen zu müssen – in den Ländern, die sich als große Demokratien bezeichnen.“ (Lampedusa in Hamburg)


„Ich hätte nie gedacht, dass Europäer so böse sind. Du setzt jemanden auf die Straße und erlaubst ihm nicht, seine Rechte zu bekom- men. Du erlaubst ihnen nicht, zu arbeiten, du erlaubst ihnen nicht, gut zu leben. Du erlaubst ihnen nicht, frei zu sein. Warum? Warum das alles? Das ist Boshaftigkeit.“ (Lampedusa in Berlin)


„Es ist, wie wenn jemand dir sagt, , dass du wieder ins Feuer musst, nachdem du gearde aus dem Feuer geflohen bist. Ohne den Krieg in Libyen und ohne die katastrophale Menschenrechtslage für Flüchtlinge in Italien, wären wir nicht hier. Wir sind erschöpft und zer- mürbt von einer langen unfreiwilligen und grauenhaften Reise. Wir suchen ein Ende der Verweigerung unseres Lebensrechts. Wir sind hier, um zu bleiben.“ (Lampedusa in Hamburg)

Zu der Haltung des Senats:

Seit Monaten wiederholen Innensenator Neumann, Sozialsenator Scheele und Bürgermeister Scholz monoton den Satz „Zurück nach Italien“. Die in zahlreichen Studien (u.a. von der NGO Borderline e.V.), Untersuchungen und Erfahrungsberichten festgestellte inhu- mane Situation für Flüchtlinge in Italien wird schlicht ignoriert. Mehr als 50% deutscher Verwaltungsgerichte lehnen in Urteilen die Abschiebung von Flüchtlingen nach Italien ab. Auf Vorschlag der Nordkirche nach Gesprächen mit dem Senat reichten die Anwälte der Gruppe und die Anwälte der Nordkirche drei Musteranträge von Flüchtlingen zur Anerkennung ein. Diese sollten laut Senat als Gesprächsgrundlage für weitere Verhandlungen dienen. Dazu, der Sprecher der Gruppe, Asuquo Udo, in einer Pressemitteilung vom 12.09.2013: „Wir sind sehr dankbar für das Verständnis der Hamburger Bevölkerung und die große Unterstützung, die wir täglich erfahren. Das gibt uns in unserer verzweifelten Situation die Kraft immer wieder aufzustehen und für unsere Rechte zu kämpfen. Wir können nicht mehr länger warten, die Situation bedroht unsere Gesundheit und unser Leben.

Die Situation macht uns krank, das kalte Wetter macht es nur schlimmer. Wir leiden unter der Ungewissheit und der erzwungen Untätigkeit, es ist psychisch sehr belastend für uns. Wir haben uns entschieden gemeinsam mit unseren Anwälten repräsentative Anträge auf humanitären Aufenthalt zu stellen, damit sich der Senat nicht mehr weiter seiner Verantwortung entziehen kann. Wir sagen aber ganz klar: Die Anträge stehen exemplarisch für die ganze Gruppe, wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen! Die Ignoranz und die politischen Spielchen der politisch Verantwortlichen sind lebensgefährlich für uns, das muss endlich ein Ende haben! Wir wurden aus zwei Ländern vertrieben, unser Leben wurde gleich doppelt von der europäischen Politik zerstört. Wir können nicht zurück, wir bleiben hier!“


Am 16. September erklärt der Senat, dass er in den Anträgen keine Gründe für einen Aufenthalt der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ erkennen könne. Es ist beschämend aber nicht überraschend, dass die Kriegsflüchtlinge und die zahlreichen Unterstützer_in- nen von der Ignoranz der Macht verhöhnt werden. Die Kirche versucht die humanitäre Hilfe fortzusetzen und plant Container für die Winterzeit auf Kirchengeländen aufzustellen. Der Senat verweigert dafür die notwendige Baugenehmigung. Er will, dass die Kriegsflüchtlinge der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ den Winter in Hamburg nicht überstehen. Der Senat spielt weiter mit den Leben der Menschen.

Die Behauptung, die libyschen Kriegsflüchtlinge würden ihre Identität verstecken ist eine Lüge und soll die unmenschliche Haltung des Senats rechtfertigen.

Der Senat will nicht mit den Betroffenen über ihre Lage und ihre Forderungen sprechen, aber er möchte eine Namensliste. Wozu? Alle haben schon ein Asylverfahren in Italien durchlaufen und ihr Flüchtlingsstatus wurde anerkannt. Der Senat will, dass alle erneut Einzelverfahren durchlaufen, wobei er schon erklärt hat, dass die absolute Mehrheit abgelehnt werden wird. Was soll dieser Zynismus?


Wir tragen alle die Verantwortung im Sinn von Gerechtigkeit und Menschlichkeit, diese schleichende Vernichtung endlich zu stoppen. „…ob sie es merken oder nicht, es frisst an ihrer Seele, macht aus ihnen lebende, atmende Roboter ohne Herz, denen dadurch absolut jedes menschliche Verständnis abhanden kommt. Frantz Fanon hat dies vor Jahren im Zusammenhang mit der blutigen Herrschaft Frankreichs über Algerien festgestellt, und dasselbe ist heute wahr in Deutschland im Zusammenhang mit uns Flüchtlingen.“ (aus The VOICE Refugee Forum gegen koloniales Unrecht in Deutschland)

Zu den Lebensumständen der Kriegsflüchtlinge „Lampedusa in Hamburg“:

Seit über 5 Monaten leben sie in einem zusammen mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfer_innen organisierten Provisorium. Eine behelfsmäßige Versorgung mit Kleidung, Essen und Schlafplätzen wird mit Hilfe aus der Hamburger Bevölkerung hergestellt.

Der psychologische Druck durch die Traumatisierung der Flucht und die andauernde Unsicherheit hat mehrere Gruppenmitglieder mental krank gemacht. Nach wie vor leiden Gruppenmitglieder an verschiedenen Krankheiten, die meist mit der prekären Situation und dem Leben auf der Straße und an den notdürftigen Schlafplätzen in Verbindung stehen. Mehr als die Hälfte der Gruppe würde längst arbei- ten. Aufgrund der Tatsache, dass alle Berufe in Libyen ausgeübt haben, und in Hamburg Arbeitskräfte gebraucht werden, hatten viele Arbeitsangebote bekommen. Jedoch erhalten sie keine Arbeitserlaubnis. Es ist bewundernswert, wie unter den extremen Bedingun- gen die Gruppe weiter zusammensteht, und die Betroffenen sich gegenseitig stützen. Hinter jeder Person stehen Angehörige, Familien und Schutzbefohlene, die seit dem Krieg in Libyen von der Unterstützung abgeschnit- ten sind. Es macht wütend zu sehen, wie der Senat versucht auf Zeit zu spielen, um die Menschen zu frustrieren, in Depressionen und Aggressionen zu stürzen und auf einen langsamen Zerstörungsprozess der Individuen setzt. Es beginnt bald der dritte Winter nach dem Krieg in Libyen und die Opfer sind immer noch die Geächteten, die Verfolgten, die Rechtlosen.

Kommt alle! Wir brauchen Euch!

Alle, die die traumatische Geschichte der Arbeiter aus Libyen via Italien nach Hamburg kennen gelernt haben, stehen hinter der Gruppe und teilen die Forderung nach Erteilung eines sicheren Aufenthaltstitels.
Es gibt für „Lampedusa in Hamburg“ keinen anderen Weg als weiter für ihre Rechte in Hamburg zu streiten. Viele solidraische Menschen empfinden die Haltung des Senats als menschenverachtend und wira lle sind bereit dem Senat die rote Karte zu zeigen. Wir brauchen Euch jetzt alle in Hamburg auf der Straße am 2.11. und am 6.11. auf dem Rathausmarkt.
Wir wolen den Senat wissen lassen, dass sie die Menschen nicht wie Dreck behandeln können – weder die Flüchtlinge noch die seit Monaten aktiv solidarischen Menschen. Eignen wir uns ein Stück unserer geraubten Würde zurück, indem wir in einer der reichstenn Städte Europas 350 Kriegsüberlebenden, die weiter für ihr überleben kämpfen, zu ihrem Recht verhelfen.
Wir wollen die Anerkennung der Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ jetzt!
Es gibt einen Paragraphen im Gesetz, der vom Gesetzgeber dafür vorgesehen ist – §23.
Es ist für die Hamburger Regierung einfach, eine Lösung zu finden, jedoch gefällt diese sich besser darin, Zeichen der Unmenschlichkeit auszusenden. Solidarität ist die Basis einer friedlichen und gerechten Gesellschaft. Solidarität unter den Unterdrückten ist die einzige Antwort auf die Angriffe der Unterdrücker.

Wir rufen Euch: Schüler_innen, Student_innen und Lehrer_innen,
insbesondere an den Schulen finden immer wieder Verteidigungskampagnen gegen die Abschiebung von Mitschüler_innen statt und die Kampagne für Fabiola und ihre Familie haben ein starkes Zeichen gesetzt. Bleibt dabei, ihr gestaltet die Zukunft der Gesellschaft.

Wir rufen Euch: die migrantischen Gemeinschaften,
im Schicksal der libyschen Kriegsflüchtlinge fanden viele von Euch die Verbindung durch die eigene Erfahrung mit der Ablehnung und der Ausgrenzung in Deutschland. Der Rassismus zerstört den einzelnen Menschen sowie das Fundament der menschlichen Gesellschaft. Eure Stimme an der Seite derjenigen, die nach Euch gekommen sind, gibt Hoffnung für den Aufbau einer tatsächlich solidarischen Gemeinschaft.

Wir rufen Euch: Arbeiter und Arbeiterinnen,
die allen Reichtum produzieren aber fast nichts davon in den eigenen Händen halten, die Trennung verläuft nicht zwischen uns, die arbeiten um zu überleben, sondern zwischen uns und denen, die davon profitieren, dass sie uns gegeneinander ausspielen.

Wir rufen Euch: Menschen dieser Stadt, dieses Landes, dieser Welt,
für eine Abkehr von der seelenlosen, technokratischen Organisierung der Gesellschaft, für die Solidarität untereinander als Grundlage unseres Handelns.

Weitere Informationen: www.lampedusa-in-hamburg.org

Vortrag und Diskussion: Sächsische Verhältnisse und das Urteil gegen Tim

Veranstaltung am 22.05.2013 | 19:30 Uhr

Centro Sociale | Sternstr. 2

Im Februar 2011 demonstrierten in Dresden tausende Demonstrant_innen gegen Europas größten Naziaufmarsch und konnten diesen schließlich vor allem durch Straßenblockaden verhindern. Ein wichtiger Erfolg gegen einen der zentralen Aufmärsche europäischer Neonazis, so könnte man meinen – doch antifaschistisches Engagement wird in Sachsen massiv kriminalisiert und versucht zu delegitimieren: Als Teil dieser Kriminalisierung ist auch das Urteil gegen den 36 jährigen Tim zu verstehen. Dieser wurde Anfang diesen Jahres wegen vermeintlicher „Rädelsführerschaft bei besonders schwerem Landfriedenbruchs“ ohne konkrete Beweise zu 22 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.


Der Richter machte keinen Hehl daraus, dass mit diesem Urteil ein Exempel statuiert werden soll. Ähnliche Prozesse gegen Lothar, einen Jugendpfarrer aus Jena und Markus, Geschäftsführer der VVN-BdA Berlin laufen derzeit noch.

In der Veranstaltung werden Berliner Antifaschist_innen aus dem Umfeld von Tim über den Stand der Prozesse, aber auch darüber hinaus über die politische Situation in Sachsen referieren und Möglichkeiten der Solidarität und Perspektiven aufzeigen.

Schluss mit der Kriminalisierung antifaschistischen Engagements!

Betroffen sind wenige – gemeint sind wir alle!

22.05.13; 19.30 Uhr; Centro Sociale.

Organisiert von Rote Hilfe e.V. Hamburg und Avanti

Anquatschversuche bei kurdischen Jugendlichen in Hamburg

In den letzten Wochen wurden in Hamburg mehrere kurdische Jugendliche von Mitarbeitern des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz angesprochen. Sie wollten die Jugendlichen dazu nötigen, mit dem Verfassungsschutz zusammen zu arbeiten. Falls sie dies nicht tun würden, drohten die Verfassungsschützer mit negativen Konsequenzen. Diese Praxis wird auch in weiteren Bundesländern seit gut einem Jahr immer intensiver angewandt.

In einem Fall war es so, dass die betroffene Person auf dem Schulweg nahe der eigenen Wohnung „angequatscht“ wurde. Oft suchen sich die Geheimdienstler überraschende Situationen, in denen man so etwas eigentlich nicht erwartet.

Auf dem Weg zur Schule wurde die 20jährige Kurdin in sehr belästigender Art regelrecht verfolgt, obwohl sie verdeutlichte, dass sie kein Interesse an einem Gespräch hat. Der Verfassungsschutzbeamte stellte sich als ein solcher vor und sprach sie mit Namen an. Es handelte sich um einen relativ großen, sehr schlanken Mann, Mitte bis Ende 30, schwarze Jacke, schwarze Mütze, Brille und Neurodermitis im Mundbereich. Er wollte erfahren, was die Jugendliche zu den Morden an den drei Exilpolitikerinnen Sakine Cansiz, Fidan Dogan und Leyla Saylemez in Paris und über die Friedensinitiative Abdullah Öcalans sowie zu dem Friedensprozess denkt, der gerade in der Türkei auf Initiative der kurdischen Seite begonnen hat. Er sagte, dass er wisse, dass sie sich oft im kurdischen Verein aufhält. Obwohl die Jugendliche ganz klar deutlich machte, dass sie kein Interesse hat, Auskünfte zu geben, verfolgte der Mann sie bis zur nächsten Bushaltestelle und nötigte sie dazu, seine Visitenkarte anzunehmen. Sie solle ihn auf jeden Fall anrufen. Insgesamt wurde der Verfassungsschutzbeamte mit zunehmender Dauer immer unfreundlicher und aufdringlicher, bis an der Bushaltestelle weitere Personen anwesend waren, denen ein solch unsoziales Verhalten aufgefallen wäre.

Wenige Tage später rief der gleiche Mann bei der Betroffenen zu Hause an. Im Gespräch war er noch unfreundlicher, dutzte sie und drohte, dass wenn sie selbst keine Auskunft und Insiderinformationen geben würde, andere erfahren würden, wie sie sich im Zusammenhang mit kurdischer Politik und dem örtlichen kurdischen Verein engagiert. Die Jugendliche ließ sich davon nicht einschüchtern und machte auf entschlossene Weise deutlich, dass sie nicht mehr belästigt werden will und keine Auskünfte gibt.

Kein Einzelfall…

Aus weiteren Fällen in der letzten Zeit ist bekannt, dass kurdische Jugendliche beispielsweise zu Hause oder auf der Arbeitsstelle von Verfassungsschutzbeamten aufgesucht werden und in zahlreichen Fällen z.B. versprochen wird, dass sie bei einer Mitarbeit eine zuvor beantragte deutsche Staatsangehörigkeit, Niederlassungserlaubnis oder regelmäßig „große Summen Geld“ erhalten würden. Bei Ablehnung werden dagegen oftmals längere Wartezeiten auf beantragte, existenziell wichtige Dokumente, eine Ablehnung des beantragten Status oder weitere negative Konsequenzen, wie existenzbedrohende Sanktionen gegen die Angesprochenen oder deren Familien angedroht.

Derartige, rechtswidrige und erniedrigende Anwerbungsversuche verletzen die Würde des Menschen, die im ersten Artikel des Grundgesetzes garantiert ist. Dadurch wird auch die Integrität der Betroffenen verletzt.

Eine Gefahr geht in der Bundesrepublik nicht von den hier aufgewachsenen kurdischen Jugendlichen aus, die sich demokratisch in Vereinen organisieren und sich dort für Demokratie und Menschenrechte sowie die Anerkennung der kurdischen Identität engagieren, sondern von den offensichtlich rechts- und verfassungswidrigen Methoden der Verfassungsschutzbehörden.

Insgesamt wird durch dieses Vorgehen neben dem Einholen von Informationen auch versucht die kurdische Community einzuschüchtern und zu spalten. Das ist völlig inakzeptabel, respektlos und ausgrenzend.

Umgang mit Anquatschversuchen

Falls auch Ihr oder Freunde in eurem Umfeld angesprochen werden, gibt es in der Roten Hilfe-Broschüre „Aussageverweigerung“ zum Umgang in und nach einer solchen Situation ( http://www.rote-hilfe.de/index.php/downloads/category/5-broschueren?download=4:bitte-sagen-sie-jetzt-nichts-aussageverweigerung-und-verhoermethoden).

Lasst euch keine Angst machen. Wenn es geht, lasst Euch den Ausweis zeigen. Prägt Euch den Namen, das Aussehen der Person, gegebenenfalls Auto und Autokennzeichen möglichst genau ein. Das schützt zwar nicht davor, dass sie ihren Namen und das Auto wechseln, macht es ihnen aber bei Veröffentlichung schwerer, weiterhin Leute zu belästigen und herumzuschnüffeln. Prinzipiell ist es sehr nützlich nach dem Vorfall ein schriftliches Gedächtnisprotokoll anzufertigen.

Und ganz wichtig: Redet mit FreundInnen, Bekannten und GenossInnen über den Anquatsch-versuch. Unsere wirksamste Waffe ist ein offener, vertrauensvoller und solidarischer Umgang miteinander. In einer solidarischen Atmosphäre unter GenossInnen sollte es dabei auch möglich sein einzugestehen, wenn Fehler gemacht wurden – der Verfassungsschutz eventuell etwas erfahren hat. Ein solcher Vorfall macht Angst, und auch wenn ihr euch nicht vorbildlich verhalten habt: Es ist nie zu spät, mit jemandem darüber zu reden.

Macht den Anquatschversuch öffentlich, denn der Verfassungsschutz ist ein Geheimdienst und scheut nichts so sehr wie die Öffentlichkeit! Sonst versuchen sie es auch immer wieder. Auch sollten AnwältInnen einbezogen werden, lokale Antirepressionsstrukturen, der Ermittlungsausschuss (EA) und soweit vorhanden auch die Ortsgruppe der Rote Hilfe informiert und gegebenenfalls auch aufgesucht werden.