DNA-Entnahme? Nicht ohne unseren Widerstand!

Die Ortsgruppe Stuttgart meldet, dass im Nachgang des G20 dutzenden Betroffenen Vorladungen der Polizei zugeschickt wurden, in denen sie aufgefordert werden, freiwillig eine DNA-Abnahme vornehmen zu lassen. In der Regel muss eine DNA-Entnahme richterlich angeordnet werden. Die Polizei versucht trotzdem gerne, sie auch ohne eine solche Anordnung von Betroffenen einzufordern.
Ihr müsst auf eine Vorladung der Polizei zur DNA-Entnahme ohne eine richterliche Anordnung nicht eingehen. Falls ihr auch so eine Vorladung bekommen habt oder bekommen solltet, meldet euch bei uns oder einer anderen Antirepressionsgruppe.
Unten stehend der komplette Text von Betroffenen (auch als PDF):
Flyer (PDF)

„DNA-Entnahme? Nicht ohne unseren Widerstand!

Als Anfang Juli der G20-Gipfel in Hamburg stattfand, wurde – wie zu erwarten- aus dem angekündigten Festival der Demokratie schnell ein Festival der Repression. Schon zu Beginn wurde jeder legitime Protest schikaniert, kriminalisiert und angegriffen.
Hunderte AktivistInnen wurden festgenommen, in einer Gefangenensammelstelle zusammengepfercht und in Teilen in U-Haft gesteckt. Andere wurden bei Angriffen von Bullen zum Teil schwer verletzt.
Doch damit noch nicht genug…
Im Nachgang des Gipfels wurden gegen zahlreiche AktivistInnen Ermittlungsverfahren eingeleitet.
In den letzten Wochen flatterten bei dutzenden Betroffenen Vorladungen der Bullen ein, in denen wir aufgefordert werden, freiwillig eine DNA-Abnahme vornehmen zu lassen.
Dies kommt für uns, Betroffene dieser Vorladungen im Großraum Stuttgart, nicht infrage!
Wir werden uns von dieser dreisten und völlig überzogenen Vorgehensweise der Bullen nicht einschüchtern und handlungsunfähig machen lassen!
Nach den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg soll nun, durch das Herausziehen und Abstrafen einzelner, der Widerstand delegitimiert und GenossInnen eingemacht werden.
Die Auseinandersetzung mit der Repression muss daher als politische Herausforderung begriffen und kollektive Formen des Widerstands müssen erarbeitet werden.
Die Entnahme von DNA-Proben klingt in Zeiten, in denen entsprechende Eingriffe medial als alltäglich und normal dargestellt werden, erst einmal banal.
Tatsächlich handelt es sich aber um einen krassen Eingriff in die Persönlichkeit der Betroffenen.
Der Grund, warum es in der Vergangenheit nicht noch häufiger zu solchen Maßnahmen gegen Linke kam, liegt darin, dass die Bullen häufig auf Widerstand stießen.
Daher ist es umso wichtiger, dass wir auch in dieser Situation kollektiv überlegen und diskutieren, wie wir uns einer solchen Maßnahme widersetzen können.
Jede und jeder muss an dieser Stelle entscheiden, wie weit er oder sie die Konfrontation mit den Repressionsbehörden eingehen will und sich einer solchen Drucksituation aussetzen kann.
Hierbei ist es hilfreich und empfehlenswert, sich gemeinsam mit GenossInnen und der Roten Hilfe zusammenzusetzen und sich zu Vor- und Nachteilen von jedem möglichen Weg einer DNA-Entnahme auszutauschen.

Lasst uns auch diesen Angriff gegen uns mit unserer Solidarität und dem gemeinsamen Widerstand beantworten!

United we stand!

November 2017 | Betroffene aus der Region Stuttgart

In der Regel muss eine DNA-Entnahme richterlich angeordnet werden. Die Bullen versuchen trotzdem gerne, sie auch ohne eine solche Anordnung von Betroffenen einzufordern.
Ihr müsst also auf eine Vorladung der Bullen zur DNA-Entnahme nicht eingehen.
Solange ihr einer Entnahme zustimmt, gilt diese als freiwillig, d. h. auch wenn die Bullen bei dir vor der Tür stehen und dich zu einer DNA-Entnahme auffordern, meist in Form einer Speichelprobe, und du sie ihnen gewährst, gilt dies als eine freiwillige Entnahme.
Wenn du dich dieser Speichelprobe verweigerst, wird in den meisten Fällen ein Amtsarzt/-Ärztin hinzugezogen, der/die dir Blut abnimmt. Hiefür ist eine richterliche Anordnung notwendig!
Erst in diesem Moment gilt die DNA-Entnahme als eine Zwangsmaßnahme!“

Zeug_innenanschreiben des Dezernats Interne Ermittlung und Vorladungen als Beschuldigte

Im Zusammenhang mit den Ereignissen während des G20-Gipfels in Hamburg
werden zurzeit Betroffene vom Dezernat Interne Ermittlung der Hamburger
Polizei angeschrieben, ob sie als Zeug_innen für interne Ermittlungen
gegen Polizist_innen zur Verfügung stehen. Einige der Betroffenen haben
gleichzeitig Vorladungen der örtlichen Polizei als Beschuldigte mit dem
Vorwurf des besonders schweren Landfriedensbruchs erhalten. Wir als OG
Hamburg der Roten Hilfe raten davon ab, durch Zeug_innenaussagen bei
internen Ermittlungen der Polizei mitzuwirken und empfehlen die
Vorladungen zu ignorieren. Auch die Aussagen gegen Polizist_innen können
Ansatzpunkte für Ermittlungen gegen euch und euer Umfeld sein und sind
insbesondere dann problematisch, wenn gegen euch in gleicher Sache
ermittelt wird. Falls ihr doch überlegt, gegen Polizist_innen
auszusagen, sprecht vorher mit eurer RH-Ortsgruppe oder einer anderen
Antirepressionsgruppe vor Ort und geht zu der Vorladung nicht ohne
anwaltlichen Beistand.

Rote Hilfe e.V.
OG Hamburg

So., 01.10.17, 14 Uhr | Demo an der JVA Billwerder – United We Stand!

## DE ##
(EN, FR, IT, HU, RU below)

Aufruf für Demo am Knast Billwerder

united we stand – free all G20 prisoners, now!

Zieh mit uns zur JVA Billwerder. Wir besuchen unsere Freund*innen, die
die Stadt Hamburg seit dem G20 Gipfel hinter hohen Mauern gefangen hält.
Vor dem Knast gibt es Kaffee, Kuchen, Grüsse, Reden und Wunschtitel mit
dem Free-Them-All-Sound-Systhem. Übermittelt uns die Musik-Wünsche der
Inhaftierten, wenn ihr euch mit ihnen, schreibt, sie besuchen geht oder
ihre Lieblings-Songs kennt. Bringt doch Kuchen und Kekse mit bitte.

Sonntag, 01.10., 14:00-17:00 Uhr
S-Bahn Billwerder-Moorfleet

## EN ##

Convocatory for manifestation at Billwerder prison on 1st of October

united we stand – free all G20 prisoners, now!
Come with us to the prison JVA Billwerder. We visit our friends hostaged
by the City of Hamburg behind huge walls since the G20 summit in
Hamburg. In front of the jail we will have coffee, cake, greetings,
speaches and the Free-Them-All-Sound-Systhem will play the favorite
songs of the imprisoned ones. Please tell us their music wishes, if you
write letters with them or go to visits or if you know their favorite
songs. Please bring cake and cookies with you to share.

Sunday, 01/10/17 , 14-17h
Railway station Billwerder-Moorfleet

## FR ##

Appel à la mobilisation pour la manif à la prison de Billwerder.

United we stand – libérez immédiatement tous les prisonniers du G-20 !

Viens avec nous à la prison de Billwerder (JVA). Ensemble nous rendrons
visite à nos ami-e-s que la ville de Hambourg retient prisonniers
derrière de hauts murs depuis le G-20.
Devant la prison il y aura café, gâteaux, discours, messages à
l’attention des détenu-e-s ainsi que, organisé par le soundsystem
Free-Them-Al, la diffusion des morceaux musicaux qu’ils nous ont demandé
de jouer.
Transmettez-nous leurs souhaits musicaux si vous êtes en correspondance
avec eux ou leurs rendez visite ou encore si vous connaissez les
morceaux qu’ils aiment.
Sentez vous libre d’apporter gâteaux et/ou biscuits !

Dimanche, 01.10.17, 14:00-17:00
Station de Métro Billwerder-Moorfleet (S-Bahn)

## IT ##

Invito a una manifestazione al carcere di Billwerder
united we stand – free all G20 prisoners, now!
Vieni con noi a la carcere di Billwerder. Visitiamo gli amici e amiche
che la cittá di Amburgo tiene imprigionati/e dietro alte mura dal G20 in
luglio. Davanti dal carcere ci saranno café e dolci, saluti, allocuzioni
e musica con il Free-Them-All-Sound-System. Ci potete dire le richieste
musicali delle persone incarcerate si corrispondete per lettera con
loro, gli visitate o sapete quale musica gli piace. Per favore portate
torte e biscotti.

Domenica, 01.10., 14:00-17:00
Stazione della metropolitana (S-Bahn) Billwerder-Moorfleet

## HU ##

united we stand – free all G20 prisoners, now!
Gyere velünk a JVA-Billwerderhez. Meglátogatjuk barátainkat, akiket
Hamburg városa a G20-as csúcstalálkozó idöpontjától kezdve magas falak
mögé zárt. A börtön elött lessz kávé, sütemény, üdvözleteket küldünk,
beszédeket tartunk, és kivánsági listáról a Free-Them-All-Sound-System
játszik számokat. Mondjátok meg nekünk a bebörtönzöttek kedvenc dalait,
ha levélváltásból velük kiderült, ha meglátogattátok öket, vagy ha
egyszerüen ismeritek a kedvenc számaikat.
Legyetek szivesek, hozzatok magatokkal a felvonulásra süteményt, vagy
kekszet, amit egymással megosztanánk.

Sunday, 01/10/17 , 14-17h
Railway station Billwerder-Moorfleet

## RU ##

united we stand-free all G20 prisoners now!
вместе мы сила – немедленно освободить всех узников G20!
Идёмте с нами к тюрьме Бильвердер.
Мы посетим наших друзей, которых город Гамбург
с момента встречи Большой двадцатки держит узниками за высокими стенами.
Перед тюрьмой будут: кофе, пироги, приветствия, речи и пожелания
с Освободи – Их – Всех – Звуковой – Системой. Передавайте нам
музыкальные пожелания заключённых,
если вы с ними переписываетесь, их навещаете или знаете их любимые песни.
Приносите, пожалуйста, с собой пироги и печенья.

Sunday, 01/10/17 , 14-17h
Railway station Billwerder-Moorfleet

Erklärung der RH OG Hamburg zum ersten G20-Verfahren vom 28.08.17

Widerstand braucht Solidarität - Gegen den G20-Gipfel
„Heute ist nicht der Tag, um törichte Forderungen von Politikern nach
möglichst harten Strafen zu erfüllen.“

(Richter Krieten zur Urteilsbegründung. Quelle: http://www.mopo.de/28237036)

Das Urteil im ersten Verfahren im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel ist
gefallen und man kann es wohl als ein Beispiel von Gesinnungsjustiz
bezeichnen. Es handelte sich um ein politisches Verfahren, bei dem es
nicht um eine inhaltliche Aufklärung der Vorwürfe ging.

Richter Johann Krieten, als rechter Hardliner bekannt, ging mit seinem
Urteil von 2 Jahren und 7 Monaten trotz der schwachen Beweislage weit
über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus. Diese begründete ihre
Forderung nach einer Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten mit der
Mitverantwortung des 21-jährigen Angeklagten durch die ihm vorgeworfene
Tat an den „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ am Freitagabend (an dem er
sich schon in Haft befand). Die Verantwortung der Polizei für die
Verschärfung des Klimas durch wiederholte Schikanen und Übergriffe
gegenüber Anreisenden und Camp-Aktivist*innen und den bis zum Angriff
der Polizei auf die Welcome-to-Hell-Demo friedlichen Protest seit Beginn
der Protestwoche bleibt hierbei unerwähnt.

Der Angeklagte P. soll laut Gericht am Abend des 6. Juli im
Schanzenviertel aus einer Gruppe heraus zwei Flaschen auf einen Berliner
Bereitschaftspolizisten geworfen haben. Dieser Polizist – der nach
eigener Aussage durch die Würfe nicht verletzt wurde – führte dann auch
mit Sicherung eines weiteren Beamten die Festnahme des vermeintlichen
Werfers durch. Der Tatvorwurf des Widerstands wurde damit begründet, daß
der Angeklagte sich in sog. „Embryonalhaltung“ der Festnahme widersetzt
habe. P.´s Anwältin erläuterte in ihrem Plädoyer, daß es sich dabei um
eine reflexartige Körperreaktion aus Angst und Eigenschutz und keinen
aktiven Widerstandsakt handelte.

Von der vermeintlichen Tat oder der Festnahmesituation liegen laut
Polizei keine foto- oder videodokumentarischen Aufzeichnungen vor.
Allein auf Basis der widersprüchlichen Aussagen der Polizeibeamten wurde
der Tatvorwurf des schweren Landfriedensbruches, gefährlicher
Körperverletzung, des Widerstands sowie der pünktlich zum G20-Gipfel
verschärfte Vorwurf des tätlichen Angriffs gegen Vollstreckungsbeamte (§
113 und 114 StGB) konstruiert. Letzteres diente Richter Krieten als
Grund, das Strafmaß auf diese absurde Höhe zu setzen.
Auch hat eine falsche Personenbeschreibung der Beamten nicht dazu
geführt die eindeutige Identität des Angeklagten anzuzweifeln.
Sollte sich dieser Umgang in der prozessualen Praxis etablieren, erhält
die Willkür in politisch-motivierten Verfahren einen legalistischen
Anstrich.

Zum Auftakt der G20-Verfahren müssen die Länge der Haftstrafe und die
scharf formulierte Urteilsbegründung als richtungsweisend für die
kommenden Prozesse begriffen werden. Krieten folgt mit diesem Urteil
trotz gegenteiliger Behauptung dem aus Politik- und Polizeikreisen
geforderten scharfen Vorgehen gegen linke und linksradikale
Aktivist*innen und Strukturen. Das Verfahren war eine rechtsstaatliche
Farce mit den Merkmalen eines politischen Schauprozesses und läßt für
die weiteren Prozesse das Schlimmste befürchten.

Für uns gilt darum umso mehr: Wir lassen niemanden allein. Lasst uns
zusammenstehen, lasst uns solidarisch sein!

Was könnt ihr tun?
Unterstützt die Solikampagne „United we stand!“
unitedwestand.blackblogs.org

Antirepression kostet Geld. Spendet auf eins der folgenden Konten:

für die Verfahren:
Rote Hilfe e.V.
Stichwort G20
IBAN: DE25 2605 0001 0056 0362 39
BIC: NOLADE21GOE
Sparkasse Göttingen

für die Unterstützung der Kampagne vor Ort:
Rote Hilfe e.V.
Ortsgruppe Hamburg
Stichwort: United we stand
IBAN: DE06 2001 0020 0084 6102 03
BIC: PBNKDEFFXXX
Postbank Hamburg

Besucht die Prozesse, kommt zu den Kundgebungen. Termine findet ihr hier
unitedwestand.blackblogs.org

Werdet Mitglied in der Roten Hilfe! Weitere Infos dazu:
www.rote-hilfe.de

Hamburg, 30.08.2017

So., 03.09.2017, 14 Uhr | Demonstration in Billwerder – „United We Stand! Free Them All!“


For translations in english, italiano, castellano click here
UNITED WE STAND! FREE THEM ALL!
Sonntag, 3. September 2017
14.00 Uhr ab S Bahn Billwerder/Moorfleet
Demonstration zur JVA Billwerder

Am Sonntag den 3. September wollen wir wieder zur JVA Billwerder ziehen und unsere Freund*innen besuchen, die die Stadt Hamburg nach dem G20 immer noch hinter hohen Mauern gefangen hält. Sie konnten uns leise hören, auch wenn der Hofgang extra zeitlich verlegt wurde, damit sie von unserer Solidarität möglichst nichts mitbekommen.

Ein Grund mehr laut und zahlreich unsere No G20 Brüder in der JVA Billwerder zu besuchen. Kommt mit uns, Kaffe und Kuchen, Musik und Reden am 3.9. zur JVA Billwerder.

Bitte übermittelt uns im Vorfeld die Musikwünsche der Gefangenen, wenn ihr euch mit ihenen schreibt oder sie besuchen geht.

United we stand!

Kampagnenseite: unitedwestand.blackblogs.org

Mi., 06.09.2017, 19 Uhr | Diskussion/Vortrag – „Helft den Gefangenen in Hitlers Kerkern“


Am Mittwoch, den 06.09.17 findet um 19 Uhr im Centro Sociale eine Veranstaltung zur Geschichte der Roten Hilfe Deutschlands statt. Unter dem Titel „‚Helft den Gefangenen in Hitlers Kerkern!‘ – Die Rote Hilfe Deutschlands in der Illegalität ab 1933“ stellt Silke Makowski die Arbeit der Organisation im Nationalsozialismus dar. Die Referentin ist Autorin der gleichnamigen Broschüre, die vom Hans-Litten-Archiv herausgegeben wurde.


Die Rote Hilfe Deutschlands war schon in der Weimarer Republik eine große linke Solidaritätsorganisation, die Ende 1932 fast eine Million Mitglieder umfasste. Trotz ihrer engen Verbindung zur KPD unterstützten Menschen aus verschiedenen Spektren der Arbeiter_innenbewegung ebenso wie linke Prominente die Hilfe für die politischen Gefangenen und ihre Familien oder einzelne Kampagnen der Roten Hilfe.
Nach dem Verbot im Frühjahr 1933 arbeiteten viele RHD-AktivistInnen in der Illegalität weiter – teils in losen Zusammenhängen, teils in gut vernetzten Kleinzellen, die mit dem Zentralvorstand und den zuständigen Bezirksleitungen in Austausch standen. Für die zahllosen KZ-Häftlinge und ihre Angehörigen wurden Spenden gesammelt, verfolgte AktivistInnen und untergetauchte FunktionärInnen mussten mit illegalen Quartieren versorgt oder heimlich über die Grenze ins Exil gebracht werden. Im benachbarten Ausland organisierten Büros der RHD Schlafplätze und materielle Hilfe für die EmigrantInnen und unterstützten die konspirativen Gruppen im Reichsgebiet mit Druckschriften und Geld.
Die Widerstandsgruppen der Roten Hilfe erstellten Zeitungen und verteilten Flugblätter, die zum Protest gegen den NS-Terror aufriefen und die praktische Solidaritätsarbeit propagierten.
Im antifaschistischen Untergrund ab 1933 waren auffallend viele Frauen aktiv, die nach den Verhaftungen prominenter – meist männlicher – RHD-Mitglieder zentrale Funktionen in der Organisation übernahmen, aber auch „unauffällige“ Hintergrundarbeit leisteten.
Selbst nach der offiziellen Auflösung der Roten Hilfe Deutschlands im Jahr 1938 führten dezentrale Strukturen die Unterstützung für die Verfolgten fort.

Mit dem Vortrag soll der heute fast vergessene Widerstand der Roten Hilfe gegen den NS-Terror in Erinnerung gerufen werden.

Die Referentin ist Verfasserin der im September 2016 erschienenen Broschüre „‚Helft den Gefangenen in Hitlers Kerkern!‘ – Die Rote Hilfe Deutschlands in der Illegalität ab 1933“, in der das Thema erstmals ausführlich behandelt wird.

Polizist*innen anzeigen?! Das schafft keine Gerechtigkeit …

Polizist*innen anzeigen?! Das schafft keine Gerechtigkeit …

Wenn es auch von den Verantwortlichen abgestritten und kaum medial thematisiert wird, kam es beim G20-Gipfel in Hamburg zu massiven Polizeiübergriffen auf Demonstrierende, Aktivist*innen, aber auch Umstehende. Viele Menschen waren unterschiedlichsten Formen von Gewalt, Übergriffen und Schikanen durch die Polizei ausgesetzt oder haben diese miterlebt. Nach etwas Abstand stellt sich jetzt vielleicht für die Eine oder den Anderen die Frage eines Umgangs damit. Das große Bedürfnis, dass die Täter_innen nicht einfach davon kommen, sondern zur Rechenschaft gezogen werden sollen und dass sichtbar werden soll, was nicht nur Einzelnen passiert ist, ist überaus nachvollziehbar.

Trotzdem raten wir dringend davon ab, eine Strafanzeige gegen gewalttätige Polizeikräfte zu stellen! Die Gründe und Risiken wollen wir euch nachfolgend aufzeigen.

Erfahrungsgemäß reagiert die Polizei auf eine solche Anzeige sehr wahrscheinlich mit
einer Gegenanzeige, z.B. wegen vermeintlichen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamt_innen oder aber anderer leicht durch andere Polizist_innen „bezeugbarer“ Vorwürfe. Die offizielle Logik dahinter ist, dass einer Gewaltanwendung seitens der Polizeikräfte ein Rechtsbruch vorangegangen sein muss, gegen den die Polizei einzugreifen gezwungen war. So wird der Einsatz von Gewalt nachträglich legitimiert.

In der Realität sind Anzeigen und Klagen gegen die Polizei fast nie erfolgreich. Fast immer werden sie schon im Stadium der Vorermittlung eingestellt. In Deutschland gibt es kein unabhängiges Gremium zur Bearbeitung dieser Anzeigen, die Ermittlungen gegen Polizeikräfte werden von ihren Kolleg_innen selbst geführt.

Darüber hinaus solltet ihr bedenken, dass zu einer Anzeige auch eine Aussage gehört, die ebenfalls sehr risikobehaftet ist. Ihr liefert mit einer Aussage nicht nur Informationen über die Gewalttat gegen euch, sondern auch Informationen über euch selbst, etwa euren Namen, Wohnort, bei welchen Aktionen ihr vor Ort wart, und eventuell auch noch
über andere, die ihr erwähnt oder nach denen gezielt gefragt wird.

In der Regel verlangt die Polizei sogar Zeug_innen für die Körperverletzung im Amt oder was ihr sonst so anzeigt. Wer dann unbedarft und an den Rechtsstaat glaubend Namen von Menschen angibt, serviert dem Staatsschutz auf diesem Weg noch mehr Namen, Adressen etc. auf einem Silbertablett. Es besteht ferner die Gefahr, dass diese Zeug_innen dann auch noch angezeigt werden, weil sie ebenfalls vor Ort waren oder nach Erscheinen bei der Vorladung auf den zahlreich vorhandenenen Fotos und Videomaterial wiedererkannt werden.

Wir möchten hier auch darauf hinweisen, dass dies in ähnlicher Form für Presseinterviews gilt. Das Bedürfnis, in der Öffentlichkeit gegen die Hetze und Lügen Position zu beziehen, ist sehr verständlich. Indem ihr euch aber mit kritischen Positionen oder überhaupt in die Öffentlichkeit stellt, könnt ihr ins Visier polizeilicher Ermittlungen geraten. Unüberlegte Äußerungen, euer Klarname in Verbindung mit einem Gesicht, Aussagen zu bestimmten
Ereignissen oder der Beleg, dass ihr zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort wart, können gegen euch verwendet werden.

Um an O-Töne aus der „Szene“ zu kommen, geben sich Journalist_innen der Mainstream-Medien oft betont verständnisvoll, in der Hoffnung dadurch besonders reißerische Aussagen von euch zu bekommen. Daher gilt auch hier: Überlegt euch vorher sehr genau, ob und was ihr wem in welchem Format sagen wollt, besprecht das in euren politischen Strukturen und im Zweifel mit Rechtshilfestrukturen vor Ort.

Wir wollen euch nicht entmutigen oder ein eventuelles Gefühl von Ohnmacht verstärken, wir wollen unsere langjährigen Erfahrungen mit euch teilen und euch die Risiken verdeutlichen. Das bedeutet nicht, dass ihr mit euren Erlebnissen alleine bleiben sollt. Besprecht euch in euren politischen Bezügen, z.B. über anonyme Veröffentlichungen oder ähnliches.

Wenn ihr dennoch auf das Mittel der Strafanzeige zurückgreifen wollt, weil ihr beispielsweise von stichhaltigen Beweismitteln ausgeht oder in sehr krassem Ausmaß von Polizeigewalt betroffen seid, empfehlen wir euch dringend, euch an die Rechtshilfestrukturen vor Ort zu wenden, zum Beispiel die Rote Hilfe, der Ermittlungsausschuss oder Out of Action. Sie können gemeinsam mit euch und mit Anwält_innen die verschiedenen Möglichkeiten und Chancen ausloten.

Wenn wir gemeinsam überlegen, was wir tun können (und was nicht), sind wir stärker und euer Handeln ist kollektiv getragen. Gemeinsam können wir solidarische und erfolgreiche Formen des Umgangs finden und anwenden!

So., 6.8.17, 14 Uhr | United we stand! – Kundgebung JVA Billwerder


UNITED WE STAND!
Komm mit uns am Sonntag den 6. August 2017
um 14.00 Uhr zum S-Bahnhof Billwerder-Moorfleet
und geh mit uns gemeinsam zur JVA Billwerder die No G20 Gefangenen
besuchen.
Es gibt Kafffeee und Kuchen, Open Mic, gute Musik und noch bessere
Wortbeiträge


G20 ist vorbei, aber es gibt für uns keinen Anlass zur Tagesordnung
überzugehen!
Unsere Freund*innen wurden eingesperrt, weil sie mit uns gemeinsam gegen
die menschenverachtende Politik der G20
und ihren unsinnigen Gipfel hier in Hamburg auf die Straße gegangen sind.
Jetzt brauchen sie uns und unsere Unterstützung!

Wir wollen die miese Brühe gemeinsam auslöffeln!
Trotz all ihrer Hetze vor, während und nach dem Gipfel ist es weder den
Medien
noch den Sicherheitsbehörden gelungen, uns zu spalten.
Und das wird ihnen auch jetzt nicht gelingen!

Auch wenn dieser Gipfel zu Ende ist, unser Kampf für eine bessere Welt
ohne Krieg,
Ausbeutung, Unterdrückung und Knäste ist es nicht.
Und diesen werden wir gemeinsam mit unseren jetzt noch eingesperrten
Freund*innen führen!
United we stand!

Hast auch du Freund*innen oder Angehörige in derJVA Billwerder,
dann wünsch dir einen Song oder sag ein paar Worte.

Flyer

https://unitedwestand.blackblogs.org/

! Spendenaufruf – Widerstand braucht Solidarität !

Widerstand braucht Solidarität - Gegen den G20-Gipfel
Wir fordern noch einmal alle auf, für die vielen Betroffenen der Repression im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel zu spenden.
Auch kleinere Beträge sind willkommen, sowohl als praktischer Beitrag zur finanziellen Unterstützung als auch als Zeichen der Solidarität mit den Gefangenen und den von Strafverfolgung bedrohten Genoss_innen!

Rote Hilfe e.V.
Stichwort „G20“
IBAN: DE25 2605 0001 0056 0362 39
BIC: NOLADE21GOE
Sparkasse Göttingen